Feinstaub und Demenz

Schon in früheren wis­senschaftlichen Veröf­fentlichun­gen wurde ein Zusam­men­hang zwis­chen Fein­staubbe­las­tung der Luft und Ger­hirn­erkrankun­gen namentlich Schla­gan­fällen gefun­den. Ein aktuelle sog. Meta­analyse, veröf­fentlicht von Wilk­er, Osman und Weis­skopf im British Med­ical Jour­nal (BMJ) im Feb­ru­ar 2023, kann zeigen dass ein Zusam­men­hang zwis­chen Demenz und Fein­staubbe­las­tung der Luft pos­tuliert wer­den muss. Die Autoren haben dazu aus der veröf­fentlicht­en Lit­er­atur 12 Stu­di­en zusam­menge­fasst (sog. Meta­analyse) und daraus eine sta­tis­tis­che Schlussfol­gerung getrof­fen. Ins­ge­samt wurde für Fein­staub der Größe 2,5 Mikro­gramm (μg) und klein­er (PM2.5) ein Zusam­men­hang mit dem Auftreten ein­er Demenz gese­hen, was aber kein ursäch­lich­er (kausaler) Zusam­men­hang sein muss. Für jede Erhöhung der Luftkonzen­tra­tion von PM2.5 um 2,5 μg/m³ war eine Erhöhung des Demen­zrisikos in der exponierten Bevölkerung um 4% zu erken­nen. Dies traf auch für Konzen­tra­tio­nen unter dem US-amerikanis­chen Gren­zw­ert von zwölf Mikro­gramm pro Kubik­me­ter zu. In der europäis­chen Union liegt der geset­zliche (Durchschnitts-)Grenzwert sog­ar noch höher, bei 25 Mikro­gramm pro Kubik­me­ter. Dies macht die Zahlen noch brisan­ter. Schlüs­selt man die Stu­di­en auf nach solchen (5 von 12 Stu­di­en), bei denen die Teil­nehmer aktiv unter­sucht wur­den (active case ascer­tain­ment) und nach solchen (7 von 12 Stu­di­en), bei denen nur Infor­ma­tio­nen aus Daten­sätzen abgeglichen wur­den (pas­sive case ascer­tain­ment), zeigt sich, dass bei der Gruppe mit aktiv­er Unter­suchung der Teil­nehmer das Demen­zrisiko sog­ar noch deut­lich­er um 42% pro Steigerungsstufe der Luftkonzen­tra­tion um 2,5 μg/m³ ansteigt.

Wie der Fein­staub seine schädliche Wirkung auf das Gehirn ent­fal­ten kann, ist noch speku­la­tiv. Eine Hypothese ist, dass Gefäßschädi­gun­gen zu sog. stum­men kleinen Gehirn­in­fark­ten führt. Eine andere Hypothese pos­tuliert, dass Fein­staub die Blut-Hirn-Schranke schädigt und danach Entzün­dungsvorgänge an Ner­ven­zellen aus­lösen soll. Die Blut-Hirn-Bar­riere kön­nte auch via Riechzell-Ner­ven­bah­nen über­wun­den wer­den.

Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass es noch andere größere Risiko­fak­toren für eine Demenz gibt wie z. B. den Bil­dungs­stand und das Rauchen. Nichts­destotrotz befeuert diese Studie die Diskus­sion um das Prob­lem der Luft­be­las­tung mit Fein­staub. Haup­tquellen für die Fein­staubbe­las­tung der Luft sind Ver­bren­nungsvorgänge (u. a. Holzöfen, Ver­bren­nungsmo­toren, Kraft- und Fern­heizw­erke, Abfal­lver­bren­nungsan­la­gen) und Verkehr (u. a. auch der Abrieb von Reifen und Brems­belä­gen).

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