Nachdem der Glasfaseranschluss bei mir gelegt worden war (siehe Blogbeitrag) und offensichtlich funktionierte, ging es darum, zu prüfen, ob die versprochene Geschwindigkeit auch am häuslichen PC ankam. Vereinbart mit M‑Net waren eine Download-Geschwindigkeit von 600 MBit/s und eine Upload-Geschwindigkeit von 300 MBit/s. Zur Anwendung kam die App der Bundesnetzagentur, die für alle gängigen Betriebssysteme (Windows, MacOS und Linux) zum Download angeboten wird. Mit den bei dieser App gemessenen Werten sollen sich auch Ansprüche gegenüber dem Internet-Provider durchsetzen lassen, falls die vereinbarten Durchsatzraten nicht erreicht werden. Die ersten Messungen waren ernüchternd. Sie erfolgten mit der erwähnten Breitband-App auf einem Desktop-PC von Fujitsu (Esprimo, Intel-CPU i7 und 16 GB Arbeitsspeicher). Im besten Falle wurden eine Download-Geschwindigkeit von ca. 130 MBit/s und eine ähnliche Upload-Geschwindkeit erreicht. Der Netzwerkverkehr lief über eine PCIe-Netzwerkkarte der Fa. Ugreen, die einen maximalen Durchsatz von 1 GBit/s versprach. Sie war notwendig geworden, weil das Netzwerk-Modul auf dem Mainboard nicht mehr funktionierte. Mit einer neu erworbenen Netzwerkkarte von Intel (Gigabit CT) lagen die Werte deutlich höher; sie erreichten im Durchschnitt beim Download 272 MBit/s und beim Upload 256 MBit/s. Bei allen Messungen war auffällig, dass vor allem die Downloadrate unter der vereinbarten Durchsatzrate lag. Mit einer Live-Medium, auf dem Linux (Kubuntu 22.04) aufgespielt war, erreichten die Download- und Uploadraten auf dem Fujitsu Desktop-Rechner die versprochenen Werte. Gemessen wurde hier im Browser (Chromium) mit dem Speedtest von Ookla, da im Live-Medium die Breitband-App nicht installiert werden konnte. Damit schied ein Hardware-Problem des Rechners als Ursache aus. Bei Messungen mit dieser Breitband-App auf einem Desktop-PC mit Kubuntu 22.04 (ubuntu + KDE) als Betriebssystem und auf einem MacBook Pro (Ventura-OS) waren die Durchsatzwerte auch wie versprochen bzw. übertrafen diese sogar. Bei dem MacBook Pro wurde ein Adapter von USB‑C auf LAN von Belkin benutzt, um Messungen mittels Kabelnetzwerk durchzuführen. Auch bei dem Desktop-PC mit Kubuntu als OS wurde ein gebundene Netzwerkverbindung (LAN) benutzt. Die gemessenen Durchschnittswerte von Download und Upload auf den drei Betriebssystemen zeigt die untenstehende Grafik:

MacOS und Linux (Kubuntu) basieren auf Unix oder ist im Falle von Linux eine unixoides Betriebssystem. Hier scheint es keine Probleme beim Breitbanddurchsatz bzw. bei der Messung mit der Breitband-App zu geben. Durchgeführte Messungen mit browsergestützten Messsystemen wichen nicht wesentlich von denen der Breitband-App ab. Der Vermutung drängt sich auf, dass das Problem bei Windows 11 liegt. Insbesondere die Download-Raten wirken in der Grafik wie gekappt. Nimmt die Hintergrundaktivität von Windows 11 Performance weg oder ist der Durchsatz bewusst gedrosselt? Ein Antivirenprogramm kann nicht Ursache sein; es lief bei den geschilderten Messungen nur der in Windows 11 implementierte Defender. Auch wurden — soweit vertretbar — alle Hintergrundaktivitäten der installierten Programme abgeschaltet, und der Phishing-Schutz war zumindest für die Zeit der Messungen in Windows 11 deaktiviert. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Beitrag bei borncity.de, Hier wird konstatiert: “… Microsoft hat sich in der TCP-Implementierung von Windows 10 und Windows 11 einige Klopper geleistet, die die mögliche Leistung von TCP/IP-Verbindungen arg einschränken. ..” und “.. Mit anderen Worten: Im Jahr 2023 benutzt Microsoft in den Clients Windows 10 und Windows 11 zwei gewaltige Handbremsen, indem alle TCP-Verbindungen über das Profil “Internet” geleitet werden, und indem die “Optimierungsparameter” für dieses Profil noch auf Eigenschaften von Internetanschlüssen, die vor weit über 10 Jahren üblich waren, abgestimmt sind…” Bezug nimmt der Autor in Borns IT und Windows Blog auf einen Thread von Alexander Fuchs. Dan Cuomo, ein Netzwerk-Entwickler von Microsoft, erläutert dies auch detailliert in einem Microsoft-Blog. Ob der bei Borns IT und Windows Blog beschriebene bremsende Phishing-Schutz von Windows 11 bei dem hier beobachteten Problem eine Rolle spielt, erscheint eher unwahrscheinlich, da die Deaktivierung des Phishing-Schutzes nichts änderte.